Veröffentlicht am 20.10.2014
Tom Wolfe ist ein amerikanischer Autor, der seit Erscheinen seines ersten Romans einem unglaublichen Erfolgsdruck hinterherläuft. Sein Debüt-Roman „Fegefeuer der Eitelkeiten“ erschien 1987.
Da war Tom Wolfe, ein Dandy im weißen Smoking, bereits 56 Jahre alt und blickte auf eine lange Karriere als Journalist, Kunst- und Architekturkritiker sowie Illustrator zurück. Dieser Roman gilt als das exemplarischste New York-Buch der 1980er und wurde 1990 mit Tom Hanks und Bruce Willis verfilmt.
Es folgten 1998 „Ein ganzer Kerl“ und 2004 „Ich bin Charlotte Simmons“. Den Debüt-Roman fand ich großartig, „Ein ganzer Kerl“ war ein lesenswertes Buch aber sein dritter Roman war ein echter Langweiler. Das sahen auch andere Leser so, die Verkaufszahlen brachen ein und sein Verlag ließ ihn fallen. Also wechselte Wolfe den Verlag und ging zu Little, Brown and Company. Angeblich soll er für „Back To Blood“ einen Betrag von $ 7 Mio. erhalten haben.
Ob sich das für den Verlag gelohnt hat ist zweifelhaft. Ich habe das Buch sehr genossen. Das hat auch viel damit zu tun, dass die Handlung nach Miami verlegt wurde, eine Stadt, die ich 2012 besuchen durfte und in der ich – das weiß ich nun nach der Lektüre – so gut wie nichts von dem gesehen habe, was hinter den Kulissen des Ocean Drive so abläuft.
Das Sujet erinnert wieder etwas an seinen ersten Roman. Es geht um eine journalistische Enthüllung, Kunstfälscher, Machtkämpfe in der Stadtverwaltung. Lesenswert ist es vor allem deswegen, weil es sich intensiv mit der sozialen Geografie Miamis auseinandersetzt. Keine Stadt in Amerika weist so extreme Brüche auf wie diese. 70,0 % der Bevölkerung besteht aus Hispanics oder Latinos. Hier sind sowohl weiße Amerikaner als auch Afroamerikaner in der Minderheit. Und so tummeln sich in Back To Blood, Helden und Heldinnen kubanischer Abstammung, weiße Journalisten, Kunstsammler und Ärzte, russische Kunstfälscher, schwarze Polizeichefs und französischstämmige Haitianer, die, allesamt sabbernde Angeber, ein großes Stück von amerikanischen Traum ergattern wollen. Tom Wolfe legt in seinem Roman eine Fülle von Figuren an, deshalb ist es ein wenig schwierig, den Überblick zu behalten. Aber am Ende konzentriert sich die Handlung im wesentlichen auf den jungen, kubastämmigen und Fitness gestählten Polizist Nestor Camacho, der sich der Herausforderung seines Lebens gegenüber sieht und zum Spielball verschiedenster Interessen wird.
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