Veröffentlicht am 19.12.2008
Früher oder später empfehle ich jedem den ich kenne dieses Buch. Ich bin ein großer Fan von Thomas Coraghessan Boyle. Es gibt nicht viele Autoren von denen ich alles gelesen habe, aber er gehört dazu. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich in einem Buchladen stand und etwas zum Lesen suchte. Ein Bekannter von mir, den ich zufällig dort traf, griff in das Bücherregal vor dem wir standen und zog Wassermusik heraus. Gott sein Dank standen wir nicht bei den Sachbüchern, sonst wäre ich vielleicht nie auf diesen Autor gestoßen. Ich habe dieses Buch inzwischen zweimal gelesen.
Es ist die Geschichte des britischen Entdeckers Mungo Park, der zwei Expeditionen durchführte, um die Mündung des afrikanischen Flusses Niger zu finden. Wie bei anderen Romanen von Boyle auch, basiert dieser Roman auf gut recherchierten historischen Ereignissen, denn Mungo Park ist keine Erfindung. Er wurde 1771 in Schottland geboren. Bei seiner ersten Reise im Auftrag der African Association geriet er in Gefangenschaft, konnte jedoch mittellos fliehen. Er überlebte nur durch die Hilfe eines Afrikaners. Sein daraufhin veröffentlichter Reisebericht Travels in the Interior of Africa war damals schon ein Bestseller. Bei seiner zweiten Reise an den Niger, die durch die britische Regierung finanziert wurde, kam er 1806 in Nigeria ums Leben.
Die historischen Hintergründe bilden jedoch nur das Tableau. Parallel zu den Abenteuern des Entdeckers wird die Geschichte eines Londoner Trunkenbolds und Trickbetrügers namens Ned Rise erzählt. Der Eine sucht die Mündung eines Flusses, der Andere einen Ausweg aus den ärmlichen Verhältnissen in denen er lebt. Ganz nebenbei entsteht so ein Bild der englischen Gesellschaft dieser Zeit. Erst spät im Buch verbinden sich die beiden Handlungsstränge. T.C. Boyles Roman ist ein Lehrstück über das Scheitern. In seiner ihm eigenen, oft urkomischen Art, schildert er detailgetreu die teilweise abstrusen Umstände und Widrigkeiten der Unternehmungen, bei denen alles schief geht, was schief gehen kann. Boyle ist aber mehr als nur ein guter Erzähler, der seine Leser zu fesseln versteht. Er hat eine ganz eigene, bildgewaltige Sprache und trägt im besten Sinn dick auf. Mir jedenfalls gefällt das.
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