Veröffentlicht am 08.12.2014
Allein dafür muss man Frank Schätzing Respekt zollen: Er setzt nicht nur auf Bewährtes, wie es internationale Bestseller Autoren so gern tun, er wechselt das Genre und verändert dafür auch Stil und Sprache. Fast ist es so als würde er etwas zu viel wollen: Ein Agentenroman, eine Familiengeschichte, Nachhilfe in der politischen Topografie des Nahen Ostens.
Tom Hagen, in dem Gewirr an Personen und Handlungen, der Hauptheld des Romans, ähnelt verdächtig den Alter Egos, die Frank Schätzing in früheren Werken schon auferstehen lies. Ein echter Haudegen, gut in dem was er tut, aber auch mit einer schwierigen Biografie voller Niederlagen und Brüche. In seiner Gier, die große Story aufzudecken, jagt der Journalist einer Spur nach, die ihn nach Israel führt. Ein actionreicher Thriller entspinnt sich, bei dem es vielleicht etwas zu viele Überraschungen und Verfolgungen gibt. Das alles nur, weil sich Tom Hagen eine Geschichte ausgedacht hat, die sich als wahr erweist. Vielleicht ist es auch Frank Schätzing, der uns eine Geschichte auftischen will, die so hätte stattgefunden haben können, wenn denn die deutsche Grammatik so etwas überhaupt erlaubt.
Unter dem Strich ist es ein dickes Buch, welches sich nicht wirklich leicht liest. Die Tage Schätzings leichtfüßiger Köln-Krimis liegen lange zurück, er braucht es nur noch sich selber zu beweisen, auch wenn er sich dabei machmal verrennt. Dankbar bin ich dem Autor für die Nachhilfe in der Geschichte des Nahen Ostens. So verfolgt er die Siedlungsgeschichte Israels etwa bis zum Jahr 1930 zurück, webt Ariel Sharon in den Roman ein und schafft es so, mir den Konflikt im Gelobten Land sehr viel näher zu bringen. Aktueller könnte der Roman nicht sein und leider versteht man nach der Lektüre auch, dass der Nahe Osten noch auf lange Zeit ein Pulverfass bleiben wird.
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