Veröffentlicht am 07.05.2013
Nach „Der Schatten des Windes“ und „Das Spiel des Engels“ nun also „Der Gefangene des Himmels“. Das Buch hat gerade mal 400 Seiten, bedruckt mit ziemlich großer Schrift und unterteilt in meist relativ kurze Absätze. Der Roman soll angeblich allein gelesen auch ohne seine beiden großen Brüder funktionieren. Von einem Zyklus von Romanen, „die sich im literarischen Universum des Friedhofes der vergessenen Büchern überkreuzen“ ist vollmundig die Rede.
Aber machen wir uns nichts vor: In einer Zeit, in der Hollywood drei abendfüllende Filme aus dem kleinen Hobbit herausquetscht, wirft man ein Erfolgsrezept eben nicht über Bord, man führt es fort.
Wir befinden uns wieder in der Buchhandlung der Familie Sempere, unser Held der vorherigen Bücher hat Frau und Kind und ein dunkles Geheimnis, welches Carlos Ruiz aber nicht die Güte hat zu lüften, da müssen wir schon auf den nächsten Roman warten. Deshalb springt er ganz dem Geschmack der Zeit entsprechend vor die Zeit der bekannten Geschichten und erzählt uns etwas aus dem Leben von Fermín, einem Mitarbeiter der Buchhandlung und Freund von Daniel Sempere. Ein schon recht bekannter Figurenreigen tanzt über die Seiten, alles ist irgendwie mit allem verbunden. Das ist reichlich dünn doch richtig sauer wird man eigentlich erst am Ende, wenn man die schwülstigen Zeilen des Anfanges endlich versteht. Nämlich, dass uns jemand ein Märchen erzählt „ohne zu wissen, dass ihn nach dem Umblättern der letzten Seite sein Atem langsam und unerbittlich ins Innerste der Dunkelheit mitschleifen wird.“ Anders ausgedrückt: Wir treffen uns an der Kasse wieder, wenn der vierte Akt erscheint.
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